Eine längerfristige Exposition gegenüber Chlorat in Lebensmitteln, insbesondere im Trinkwasser, ist potenziell bedenklich für die Gesundheit von Kindern, vor allem jenen mit leichtem oder moderatem Jodmangel. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass die Gesamtaufnahme eines einzigen Tages – selbst im Bereich der höchsten geschätzten Aufnahmemengen – das empfohlene Sicherheitsniveau für Verbraucher aller Altersgruppen überschreitet.
Dies sind die wichtigsten Ergebnisse eines wissenschaftlichen Gutachtens der EFSA über chronische und akute Risiken für die öffentliche Gesundheit aufgrund der Exposition gegenüber Chlorat durch die Ernährung (einschließlich Trinkwasser).
Chlorat kann in Lebensmitteln infolge der Verwendung von gechlortem Wasser bei der Lebensmittelverarbeitung bzw. der Desinfektion von Lebensmittelverarbeitungsanlagen vorkommen. Die am stärksten betroffenen Lebensmittelgruppen sind Obst und Gemüse. Bei gefrorenen Sorten werden häufig die höchsten Chlorat-Konzentrationen in den einzelnen Lebensmittelgruppen festgestellt. Dies hängt wahrscheinlich von der Chlorat-Menge in zur Lebensmittelverarbeitung verwendetem gechlortem Wasser ab. Die Hauptquelle für Chlorat in der Ernährung ist jedoch Trinkwasser, das möglicherweise bis zu 60 % zur chronischen Chlorat-Exposition von Säuglingen beiträgt.
Chronische Exposition – im Lauf der Zeit kann die Chlorat-Exposition zu einer Hemmung der Jodaufnahme führen. Die EFSA hat für die langfristige Exposition gegenüber Chlorat in Lebensmitteln eine tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) von 3 Mikrogramm pro kg Körpergewicht pro Tag (µg/kg KG/Tag) bestimmt. Höchstschätzungen der EFSA zufolge liegt die chronische Exposition von Säuglingen, Kleinkindern und älteren Kindern (bis zu 10 Jahren) über dem TDI, was auf Bedenken für alle Kinder mit leichtem oder moderatem Jodmangel schließen lässt.
Akute Exposition – eine hohe Chlorat-Aufnahme an einem einzigen Tag könnte für den Menschen giftig sein und kann die Fähigkeit des Blutes, Sauerstoff aufzunehmen, einschränken und zu Nierenversagen führen. Die EFSA hat daher auch eine sichere Höchstmenge für eine Tagesaufnahme von Chlorat (die sogenannte „akute Referenzdosis“) von 36 µg/kg KG/Tag empfohlen. Die höchsten Schätzungen der akuten Exposition lagen für alle Altersgruppen unter dieser sicheren Aufnahmemenge.
Darüber hinaus wurde die EFSA von der Europäischen Kommission ersucht zu prüfen, welche Auswirkungen es auf die ernährungsbedingte Exposition hätte, wenn der WHO-Richtwert für Chlorat im Trinkwasser von 0,7 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) auf alle von den EU-Rechtsvorschriften erfassten Lebensmittel angewandt würde. Wenn für die Bewertung der ernährungsbedingten Exposition gegenüber Chlorat 0,7 mg/kg als Höchstwert in Lebensmitteln angesetzt würde (d.h. wenn Lebensmittel und Trinkwasser mit höheren Chlorat-Konzentrationen ausgeschlossen würden), sänke die Exposition nur leicht, was folglich keine Auswirkungen auf das potenzielle Risiko hätte. Im unwahrscheinlichen Fall, dass der Chlorat-Gehalt in allen Lebensmitteln und Trinkwasser bei exakt 0,7 mg/kg läge, würde die ernährungsbedingte Exposition hingegen erheblich über dem derzeitigen Niveau liegen.
Die für diese Arbeit zur Verfügung stehenden Daten waren in mehrerer Hinsicht begrenzt, was zumindest teilweise auf den engen Zeitrahmen zurückzuführen ist, der zur Bewertung eingeräumt wurde. Folglich kamen die EFSA-Sachverständigen zu dem Schluss, dass die Auswirkungen dieser wissenschaftlichen Unsicherheiten auf die Risikobewertung erheblich seien.
Das wissenschaftliche Gutachten der EFSA wurde angefordert, um die Entscheidungsträger in der Kommission und den Mitgliedstaaten, die mit der Überprüfung der bestehenden Maßnahmen zur Reduzierung der Verbraucherexposition gegenüber Chlorat in Lebensmitteln befasst sind, zu unterstützen. Bei der Erwägung von Maßnahmen zur Verringerung von Chlorat-Rückständen in Lebensmitteln sollten neben den toxikologischen Aspekten dieser Rückstände auch die Auswirkungen auf die mikrobiologische Lebensmittelsicherheit berücksichtigt werden. Diese Aspekte wurden jedoch von der EFSA im Rahmen der vorliegenden Risikobewertung nicht evaluiert.